Ben Lerner: Abschied von Atocha

Die kurze Version: Junger Mann auf der Suche nach Kairos, dem geglückten Augenblick, der ihm jedoch immer entschlüpft, weil er sich in dem Moment, in dem er sich ereignet, fragt, ob es auch wirklich ein geglückter Augenblick sei. Klassisches Dilemma.
Der junge Mann befindet sich in diesem Fall als Stipendiat in Spanien, ist KIffer und von angstlösenden Tabletten abhängig. Er hat sich in zwei Frauen verliebt, wovon eine Liebe unglücklich endet. Er ist darüber hinaus  ein begnadeter Lyriker, dessen Erstlingswerk, von dem er gar nicht begreift, dass es ein Werk ist, nicht nur sofort publiziert, sondern auch sofort übersetzt wird. So etwas passiert tatsächlich nur in Romanen. In Romanen passiert es auch, dass man einfach mal vergisst, seine abhängigkeitserzeugenden Tabletten zu nehmen, weil man plötzlich erwachsen ist.
Die Gratwanderung des Protagonisten Adam zwischen Alltag und Abgleiten in die Psychose ist es, was das Buch lesenswert macht. Die Suche nach authentischer Erfahrung ist ebenso tragend für die Geschichte wie die Verzweiflung darüber als Subjekt von der Welt getrennt, nicht unmittelbar zu sein. Das klingt ein bisschen nach postmodernen Spielereien, doch das träfe den Roman nicht. Vielmehr handelt es sich um einen fast schon klassischen Bildungsroman, dessen schlussendliche Wendung jedoch allzu überraschend und unmotiviert erscheint. Es bleibt das Gefühl, als würden die entscheidenden hundertfünfzig Seiten fehlen.

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