Ein Land zum Fremdschämen

Es gibt im russischen den Ausdruck испанский стыд, spanische Scham. Auf Deutsch übersetzt sich der Ausdruck am besten mit „Fremdschämen“. Etwas, das andere tun, löst ein unangenemes Gefühl aus. Es ist peinlich, was man wahrnimmt, aber diejenigen, die das Gefühl auslösen, merken davon nichts und setzen ihr Verhalten unbeirrt fort.

Warum es spanische und nicht deutsche Scham heißt, ist nicht klar. Jedenfalls hat der Besuch von US-Präsident Joe Biden deutlich gezeigt, dass Deutschland es verdient hätte, dass jenes Gefühl der Scham nach ihm benannt wird.

Deutschland hat Joe Biden mit dem höchsten deutschen Orden ausgezeichnet – jenen Mann, der im Verdacht steht, für den Terroranschlag auf Nordstream persönlich verantwortlich zu sein.

Nordstream war Deutschlands wichtigstes Infrastrukturprojekt im Energiebereich. Die Infrastruktur existiert zu Dreivierteln nicht mehr, das verbliebene Viertel weigert sich Deutschland in Betrieb zu nehmen, obwohl Russland mehrfach angeboten hat, durch den noch intakten Strang der Pipeline Gas nach Deutschland zu leiten, wenn Deutschland das wünschst. Deutschland wünscht es explizit nicht, sondern erzählt die Mär, man habe sich erfolgreich aus der Abhängigkeit von russischer Energie befreit. Man belügt sich selbt und klebt einem Feind Deutschlands und seiner Wirtschaft einen Orden an die Brust.

Seit der Sprengung von Nordstream geht es mit der deutschen Wirtschaft rapide bergab. Wer das in Deutschland benennt und einen Zusammenhang herstellt, wird beschimpft, weil er damit angeblich ein Kremlnarrativ bedient.

Dabei sind die Zusammenhänge offenkundig. Ohne günstige russische Energie verliert Deutschland sein Geschäftsmodell: die Produktion von Gütern für den Export. In Deutschland ist dieses Thema tabu.  Auch die Wirtschaftsverbände schwurbeln um diesen Zusammenhang herum. Sie nehmen das Wort „Sanktionen“ gar nicht erst in den Mund, wenn es um die Ursachensuche der deutschen Wirtschaftsschwäche geht.

Im Ausland ist das natürlich anders. Dort steht die klare Analyse nicht unter Verbot. Jeder weiß, wer für die Sprengung von Nordstream verantwortlich ist, auch wenn Deutschland versucht, die Ermittlungen zu verschleppen.

Es ist offenkundig. Es waren die USA, denn sie haben den größten Nutzen davon. Sie haben einen Konkurrenten ausgeschaltet und die Anhängigkeit Deutschlands von den USA erhöht.

Die USA schädigen Deutschland zudem noch mit dem Inflation Reduction Act, der die Ansiedelung deutscher Unternehmen in den USA durch Subventionen fördert. Warum Biden daher ein Gewinn für die deutsch-amerikanischen Beziehungen sein soll, bleibt ein Rätsel. Wer das behauptet, verweigert sich der Kenntnisnahme der Realität.

Hinsichtlich der Auszeichnung des greisen Joe Biden fällt in den sozialen Netzwerken immer wieder der Begriff „Stockholmsyndrom“. Er bedeutet, dass man seinen Peiniger in Schutz nimmt und ihn moralisch überhöht. Auf die aktuelle deutsch-amerikanische Beziehung  trifft der Begriff zweifellos zu.

Das Signal das deutsche Politik an die Welt mit der Auszeichnung Bidens sendet, ist verheerend. Die Auszeichnung zeigt nicht nur, dass Deutschland seinen Vasallenstatus vollständig anerkennt. Es zeigt zudem, dass man mit diesem Vasallen alles machen kann, ohne mit Widerstand rechnen zu müssen.

Deutschland liegt am Boden. Deutsche Politik zeichnet den Peiniger aus, nimmt den eigenen Niedergang lächelnd hin und ordnet die Interessen Deutschlands den Interessen der USA vollständig unter.

Aus dem deutschen Mainstream kommt keinerlei Kritik an der berliner Groteske, denn er beteiligt sich an der Inszenierung. Doch für jeden, der das Denken in Zusammenhängen noch nicht völlig verlernt hat, müssen die Ereignisse um den Besuch von Joe Biden in Deutschland Anlass für eine tief empfundene Scham sein. Es war ein peinliches Schauspiel der Selbsterniedrigung. Das Land hat seine Würde vollständig preisgegeben.

2 Kommentare zu „Ein Land zum Fremdschämen

  1. Kann mich dem nur zu 100% anschließen – seit über 20 Jahren mit einer Russin verheiratet, bin ich paradoxerweise und dank „Kreml-Perspektive“ (und anderer, „nicht-atlantischer-Sehweisen“) tatsächlich zum Patrioten geworden, mit Blick auf/Liebe für Deutschland. Meine Frau empfindet das Gleiche, unter umgekehrten Vorzeichen, als gebürtige Russin…
    Ja, es schmerzt schon ein wenig zu beobachten wie – politikbestimmt – das eigene Land runtergefahren wird. Um so mehr genieße ich die Zeit (als Frührentner) mit der Familie in Moskau; habe große Teile des mir zur Verfügung stehendes Geld nach Russland und in Rubel transferiert und hoffe, in 1 bis 2 Jahren meinen Lebensabend in Russland etwas abseits der Hauptstadt in einem noch zu bauenden Haus zu verbringen, das sich durchaus mit einem für „deutsche“ Verhältnisse schmalen Erlös aus dem Verkauf einer Wohnung gut finanzieren lässt.
    Bis es soweit ich, genieße ich ganz materialistisch, die 20% Zinsen Sparzinsen, die uns unsere Russische Hausbank gewährt, also knapp das 7-fache von dem, was mir die Deutsche Bank als Festanlage für ein Jahr bietet…
    Nun, Geld ist nicht alles, und somit fällt es meinem Herzen in Russland immer wieder leichter, mich an das schöne englische Sprichwort (und somit an unsere eigentliche Essenz zu erinnern): „Home is where the Heart is“. Möge es uns in Zeiten wie diesen leiten, mehr noch als die kühle Ratio, das Richtige zu tun.

  2. Steinamaier und Scholz zeigen einfach einmal mehr, das sie vom deutschen Volk halten und in wessen Arsch diese ihren Erstwohnsitz haben, das Habeck passt da auch perfekt ins Bild, diesen geistig minderbemittelten Volksverräter und die geistig unbewaffnete Innenministerin Nancy Faeser desgleichen, als Bonus kann man noch die Aussenministerin einfügen, über deren IQ man besser schweigt, es sei man kann einen perfekten Kreis zeichnen um diesen darzustellen.

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