Die Kapsel 3

Als Stefan am nächsten Morgen nachsah, wie es um den Fund aus dem Wald in seinem Wasserbad stand, machte er eine merkwürdige Entdeckung. Aus der Kapsel ragten deutlich sichtbar feine Wurzeln. Er holte Jens, der sich verschlafen über den Kaffeebecher beugte.
„Wäre mir lieber, da wäre Kaffee drin“, sagte er bevor er den Inhalt des Bechers in Augenschein nahm. Dann allerdings war er unmittelbar wach. „Mensch! Das gibt es doch gar nicht! In einer Nacht gewachsen? Das kann doch gar nicht sein. Schau mal, das sind ganz komische Wurzeln, die bewegen sich ja aktiv hin und her und krallen sich an der Becherwand fest.“
Nun war es Stefan, der sich interessiert über den Kaffeebecher beugte. „Tatsache! Du hast recht. Die Dinger bewegen sich. Was ist das für eine Pflanze? Ist das überhaupt eine?“
Wieder grübelten die beiden ergebnislos darüber nach, um was es sich bei dem Fund im Wald handeln könnte. Stefan googelte aufs Neue. Auch das förderte keine Erkenntnis zu Tage. Schließlich setzte Jens Kaffee auf, in der Hoffnung, das Coffein würde anregend wirken und die Gedanken in Schwung bringen. Er kam sich inzwischen fast schon lächerlich vor, eine einfache Samenkapsel aus einem nahegelegenen Wald mit so unglaublich spezifischen Eigenschaften nicht nur nicht zu kennen, sondern auch mit Internet und Suchmaschinen nicht ermitteln zu können.
Inzwischen hielt jeder einen Kaffee in der Hand. „Lass uns das Ding nochmal genauer untersuchen“ Jens holte den Becher. „Guck mal, ich glaube, das Ding ist gewachsen.“
„Das ist doch unmöglich. Es ist doch keine Stunde her, dass wir es uns angeguckt haben“, meinte Stefan, doch nach einem Blick in den Becher runzelte er die Stirn. „Das gibt es doch gar nicht. Was ist das für ein Ding?“
„Ich hole es mal raus.“ Jens stellte seinen Kaffee beiseite und griff vorsichtig in den Becher. In der Sekunde, in der er eine der wurzelähnlichen Tentakel der Kapsel berührte, durchströmte ihn ein helles Licht. Weit öffnete er die Augen, denn unglaublich war, was er da sah. Er hörte nicht, wie Stefan seinen Namen rief. Er sah eine Welt, fremd, mit Pflanzen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Zwei Sonnen standen am glühend roten Himmel. All das wich in dem Moment zurück, als Stefan ihn an den Schultern rüttelte und dadurch sein Finger aus dem Becher glitt.
„Was ist denn los?“ Stefan sah Jens besorgt an. „Du warst plötzlich wie erstarrt und hattest unheimliche Augen. Weit aufgerissen und die Pupillen gingen hin und her, als würdest Du etwas beobachten“
„Ich hatte gerade eine unglaubliche Vision.“ Jens fühlte sich zwar körperlich etwas erschöpft, aber sein Geist schien ihm so rege wie noch nie. „Stefan, greif das Ding mal an. Das ist der Hammer!“

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