Schöne Füße

Der Körper des Begehrens ist derjenige, an dem jedes Einzelne ein sinnliches Entzücken auslöst, das über sich auf das Ganze hinausweist. Der sinnliche Kuss ist nicht die bloße Berührung der Lippen, sondern der Beginn des Auflösens zweier Einzelner in ein Ineinander. Jede Berührung von Haut, jedes Streicheln ist das Überwinden der Grenze von Ich und Du, die Überwindung des bloß Sozialen hinein ins physisch Gemeinsame.

Hin auf sinnliche Erfahrung geöffnet hält der gesamte Körper diese Lust an der Überwindung bereit. Alles kann Mittel sein, diese Entgrenzung zu erleben. Haar, Auge, Ohr, Lippen, Hals ..  Es ließe sich diese Liste lange fortsetzen, vom Kopf bis zu den … ja genau eben nicht!

Plötzlich gibt es eine Irritation. Der ganze Körper darf einbezogen werden in sinnlichen Rausch, jeder Teil, jedes Stück Haut gibt sich hin und empfängt, doch dann, an den Füßen angekommen, gibt es ein Zucken, eine Unterbrechung, Zurückziehen.

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Und natürlich ist sofort das Thema Fetischismus da in all der Verkennung der Problematik des Terminus. Das Einbegreifen des gesamten Körpers in die gemeinsame sinnliche Erfahrung ohne die Auslassung der Füße ist kein Fetischismus. Erstaunlich ist eher die Erwartung der Auslassung und die Überraschung, die sich einstellt, wenn ein Zeh geküsst wird.

Die erste Überraschung über das an den innerlichen Bahnen wohlig seufzende Aufsteigen des Gefühls, angefüllt von Sinnlichkeit kindlich nackt und barfuß in vertraut warmen, weichen Urgrund zu wurzeln, ist es, die Erstaunen lassen müsste. Diese Fremdheit im Hinblick auf den eigenen Körper und seiner sinnlichen Vielfältigkeit ist es, die auf einen tatsächlichen Fetisch hindeutet. Den Fetisch des Tabus, des Verbotes und der Ausgrenzung. Niemand lehrt uns eine Kultur der Sinnlichkeit, ihren Reichtum und ihre Facetten. Hier sind wir ganz allein gelassen mit uns selbst. Hier gibt es einen Fetisch des nicht Sprechens und einen der zu unterlassenden Weitergabe.

Hände sind mehr als nur Instrumente des Ergreifens. Lippen sind mehr als nur ein Teil des Sprachorgans, der Hals nicht nur eine Verlängerung, auf der der Kopf aufsitzt, und Füße sind eben nicht nur zum Gehen da. Der gesamte Körper ist der Ort sinnlicher Erfahrung, bereichernd und schön. Und er bietet an, sich lebenslang lustvoll dem Abgründigen des Sinnlichen entdeckend zu überlassen.

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