Fin de siècle 31

Die Anerkennung der Farbenpracht reichte nicht. Ich hatte für den Geschmack von Ibrahim und John viel zu wenig Euphorie gezeigt. Ob ich denn das Radikale in den gesehenen Objekten nicht sähe, wollte man von mir wissen. Ich sah es nicht, im Gegenteil überkam mich zunehmend Langeweile. Die beiden insistierten. Unterhalb von „bahnbrechend“ wollten sie die Werke keinesfalls angesiedelt wissen. Damit konnte ich nicht dienen. Ich war mir auch gar nicht sicher, ob man mit irgendwelchen Dingern, die man an irgendwelche Wände hängt, noch irgendwelche Bahnen brechen konnte. Wir hatten, das war schnell offenbar, unterschiedliche Perspektiven auf Kunst. Den beiden ging es um Marketing und Verkauf, mir um so was wie Kunst als soziale Praxis. Ich sagte das nicht, denn ich wäre sicherlich wieder ausgelacht worden. Doch als Sebastian mir mit dem Schlüssel zuwinkte, zögerte ich keine Sekunde, ergriff die Gelegenheit und verabschiedete mich. John und Ibrahim bedauerten, das Gespräch nicht fortsetzen zu können. Ich war mir sicher, das sei geheuchelt und sie würden unmittelbar, nachdem ich aus Hörweite war, mit dem Lästern anfangen. Ich erwiderte daher nichts, lächelte nur und ging zu Sebastian.

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