Fernsehabend

Ich habe gedacht, ich mache schaue mir mal eine Talkshow an, obwohl schon der Titel schlecht war. „Zar Wladimir I. Was will Putin wirklich?“, fragte sich Frau Maischberger. Doch die personelle Ausstattung wirkte interessant. Unter Maischbergers Moderation diskutierten heute unter anderem Gabriele Krone-Schmalz und Ivan Rodinov von RTdeutsch. Erlebt habe ich dann ein Desaster, ein Zeugnis für den Verlust unserer aufgeklärten Kultur. Der Transatlantiker Arnulf Baring macht Werbung für ein Bündnis mit den USA und plädiert für eine Rückkehr zu einer martialischen Rhetorik. Ivan Rodinov darf nicht ausreden, kommt zudem selten zu Wort. Wenn, dann hat es immerhin mehr Substanz als das unglaubliche Geschwafel von Baring und dem Grünen Werner Schulz. Krone-Schmalz möchte die Sendung zwischendurch verlassen, zurecht, denn das Verhalten von eben jenem Werner Schulz, der gerne Waffen an die Ukraine liefern würde, ist jenseits aller Bemühung um Aufklärung und Verständigung.
Im Gegenteil ist es romantisch-verklärend. Er wittert wirtschaftlich aufblühende Landschaften in der Ukraine, die den Neid Russlands erregen würden. Das würde Russland daher nicht dulden. Moment mal! In der Ukraine wird der IWF installiert, da blüht in den nächsten Jahren mit Sicherheit gar nichts. Ein Blick nach Griechenland sei Werner Schulz empfohlen. Im Gegenteil: Russland hat mit die niedrigste Verschuldung der Welt. Da blüht vermutlich in der nächsten Zukunft ganz viel, allen Herabstufungen durch amerikanische Ratingagenturen zum Trotz. Vermittelnd immerhin Tim Gulidman, der Schweizer Botschafter in Berlin. Es geht nicht, um reale Bedrohung, so seine These. Es geht um das, was wahrgenommen wird. Darüber muss man sprechen und zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungen muss man vermitteln. Im Grunde versucht das Krone-Schmalz und Rodinov. Nur sieht das in der Sendung aufgrund ideologischer Verblendung niemand. Ganz schwach übrigens Marina Weisband, die nur aufgrund ihrer Herkunft dort sitzen darf. Viel Ahnung hat sie offenkundig nicht. Arnuf Baring fordert einen neuen kalten Krieg mit militärischem Denken. Furchtbar.
Insgesamt eine durch und durch zynische Veranstaltung angesichts des Sterbens in der Ukraine. Bitter geradezu. Positiv lediglich die Hoffnung Krone-Schmalz‘ auf Widerstand auf der Straße gegen die Kriegstreiberei.

2 Kommentare zu „Fernsehabend

  1. Ich kann nur zustimmen, lange habe ich das nicht ausgehalten, weil es in einseitige Hetze ausartete. Der Vertreter der Grünen erhärtete die von mir vertretene These, dass sich die Grünen zur Kriegstreiberpartei Nr. 1 gemausert haben.

  2. Hi. Egal, wie interessant die Gästeliste bei Maischberger, Lanz und so weiter auch aussehen mag – Chomsky hat recht:

    „Das Geniale an diesem System ist, daß derartige Meinungsabweichungen und unbequeme Informationen in begrenztem Rahmen und am Rande gehalten werden, so daß sie – während ihre Präsenz zeigt, daß es sich nicht um ein monolithisches System handelt – nicht stark genug sind, in unerwünschtem Maße der offiziellen dominanten Agenda in die Quere zu kommen.“

    Erinnere mich da auch an eine Anne Will, die es – in Kooperation mit ihren Gästen – fertiggebracht hat, den Scholl-Latour eine Stunde lang von der Argumentation abzuhalten, die romantische Verklärung der syrischen Revolte und der Aufruf zum „Gerechten Krieg“ sei nur die Werbung, mit der den Völkern die weniger philantropische Geopolitik der Destabilisierung der ganzen Region verkauft wurde.

    Ich schau mir sowas nur noch zum Zweck der Entschlüsselung von Medientaktik an, frei von jeder Erwartungshaltung.

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