Konformismus und Debattenkultur

Die deutsche Gesellschaft radikalisiert sich. Zu diesem Ergebnis kam die im Juni veröffentlichte Mitte-Studie, der Universität Leipzig. Die alle zwei Jahre aktualisierte Studie belegt auch, dass Homophobie in Deutschland wieder auf dem Vormarsch ist, denn 40,1 Prozent der Befragten, finden es “ekelhaft” wenn sich Männer in der Öffentlichkeit küssen. Im Jahr 2011 betrug der Anteil der Ekelerregten 25,3,  2014 nur knapp über zwanzig Prozent. Das Ausmaß des Ekels der Deutschen unterliegt also enormen Schwankungen. Aber auch die Zustimmungswerte zur gleichgeschlechtlichen Ehe sind laut Studie im Sinkflug begriffen. Anscheinend verschiebt sich die deutsche Gesellschaft gravierend und wir nähern uns russischen Verhältnissen an. Der Grad an Homophobie der russischen Gesellschaft wird dort übrigens vom Levada-Center ermittelt.

Nun will ich nicht verschweigen, dass ich der Aussagekraft derartiger Studien zutiefst misstraue. Die Datengrundlage des Levada-Centers sind achthundert Befragte. Das wird dann hochgerechnet auf 145 Millionen Bewohner Russlands, ein Land, das sich über zehn Zeitzonen erstreckt und alle nur erdenklichen unterschiedlichen Kulturen und Traditionen eine Heimat ist. Zwar bin ich kein Statistiker, aber ich halte das für fragwürdig. Die eigene Fragwürdigkeit errechnet das Levada-Institut übrigens mit 4,1 Prozent. So weit könnten die tatsächlichen Werte nach oben und nach unten von der statistisch ermittelten Werten abweichen. Das ist erheblich.

Auch die Aussagekraft der Mitte-Studie halte ich für begrenzt. Ganz allgemein gesagt, wenn man mich als schwulen Mann fragen würde, wie ich anderen schwulen Männern begegne, ob a.) ausschließlich positiv, b.) überwiegend positiv, c.) neutral, d.) eher negativ oder e.) vollständig negativ, dann würde ich wohl sagen: “Ähhh.. gibt’s nichts differenzierteres zur Auswahl?”
Wenn man mich dann zwingen würde, zwischen den genannten Optionen zu wählen, dann hinge die Antwort von vielen Faktoren ab. Von meinem letzten Gespräch über Russland und Schwule in Russland beispielsweise. Wäre mein Gesprächspartner von westlicher Arroganz getragen und würde daher leugnen, dass in Russland schwules Leben durchaus möglich ist, obwohl er weder die Sprache spricht, noch jemals in Russland war, sondern sich ausschließlich auf hiesige Quellen beruft, dann würde meine Antwort wohl in Richtung d.) eher negativ tendieren. Und die so gegebene Antwort hätte noch nicht einmal was mit Selbsthass oder Ähnlichem zu tun. Sie wäre nur der Ausdruck von Ärger.

Eine Person, die mich zu einer  ganz deutlich negativen Bewertung von Schwulen bewegen würde, nennt sich auf Facebook Romuald Ravenchow.
Er ist mein persönlicher Troll, ebenfalls schwul, kommentiert alles, was ich zu Russland und zu queerem Leben in Russland poste, kommentiert darüber hinaus alle Kommentare, die positiv auf meine Berichte reagieren. Er macht sich also richtig viel Arbeit. Das Außergewöhnliche an unserem Verhältnis ist, dass ich die Person, die sich hinter dem einer nichtssagenden Facebook-Identität verbirgt, im wahren Leben kennen gelernt habe. Normalerweise ist das bei Trollen unüblich. Man kennt sich nicht.
Im realen Leben bekommt Romuald den Mund kaum auf, in seinen Mundwinkeln zeigt sich aber ein beständiges Zucken als würde er gleich in Lachen ausbrechen. Auf Facebook ist er weniger schweigsam. Da ist er eher weitschweifig und lässt sich zu Kommentaren wie diesen hinreißen:

Romuald Ravenchow: Oh, ich mag Russland auch. Deshalb würde ich es gerne zu einem besseren Land machen. Wäre es mir egal, würde ich hier nicht diskutieren. Und mir tut jeder LGBTTIQ-Mensch von Herzen leid, der im heutigen Russland leben muß.

Diese durch und durch chauvinistische, imperialistische, vor Verachtung und Arroganz triefende Haltung,  durchziehen die Statements von Romuald wie ein roter Faden.

Die Abläufe der Diskussionen sind daher auch immer gleich und enden mit einem Kontaktabbruch seitens seiner Diskussionspartner.

Nicht wahr haben wollend, dass ich jemandem in meinem Bekanntenkreis habe, der zu dieser besonderen Spezies der Internet-Trolle gehört, habe ich den ganzen Zyklus eines typischen Troll-Gesprächs mit Romuald einmal auf allen Ebenen durchdekliniert. Versehentlich sozusagen. Es sind rhetorische Spielereien, eine primitive Form der Scholastik, in der durch eine beständige Verschiebung von Kriterien jede Antwort lediglich Ausgangspunkt für immer weitere und immer absurdere Fragen und das Einfordern von immer weiteren und noch mehr und noch detaillierteren Beweisen werden.  Ein absurder Tanz der Argumente, der mit Wissensaustausch und um Aufklärung bemühte Diskussion nichts zu tun hat.
Normalerweise merke ich das schnell und ziehe mich zurück. Durch unsere Bekanntschaft habe ich mich täuschen lassen und Fragen für ein echtes Interesse gehalten.
Natürlich können an meine Berichte über meine Reisen nach Russland Fragen angeschlossen werden. Wie es zu der Diskrepanz in der Darstellung von Russland zwischen meinen und den Berichten des Mainstreams kommt, beispielsweise. Was allerdings absolut blödsinnig ist, ist meine Belege so lange durch die Mangel einer selbst entwickelten Scholastik zu drehen, bis nichts mehr übrig bleibt. Das entkräftet nämlich gar nichts, ist auch kein interessanter Beitrag zur Diskussion, sondern einfach nur ein bisschen dumm. 

Es fing mit einem Bild an. Um die Diskrepanz zwischen unseren Medien und dem, was in Russland tatsächlich passiert zu illustrieren, habe ich vor einiger Zeit ein Bild aus einem russischen Supermarkt auf Facebook eingestellt. Im Gegensatz zu dem hier herrschenden Narrativ, durch die Sanktionen wären die Supermarkt-Regale leer gefegt, sind sie im realen Russland übervoll. Es gibt alles bis hin zu exotischen Früchten wie beispielsweise Kokosnüssen, Papaya und Ananas.

Romuald forderte mich auf, als weiteren Beleg für meine Behauptung auch die Einkaufskörbe der Kunden zu fotografieren, damit so gezeigt würde, dass die Produkte tatsächlich verkauft würden. “Naja”, dachte ich bei mir, “so eine geistige Bauchlandung kann jedem mal passieren.” Denn natürlich müssen die Produkte in den Regalen in einem sehr direkten Verhältnis zum Verkauf stehen, ansonsten wäre es ja ökonomischer Selbstmord. Für den Lebensmittel-Einzelhandel gilt das besonders. Man kann ja nicht morgens im Großmarkt frische Ware einkaufen und sie dann drei Tage später wegwerfen. Wenn das regelmäßig passiert, ist man einfach zügig bankrott.

Diese Beweisführung war mein Troll nicht bereit anzuerkennen. Ich habe die Einkaufskörbe trotzdem nicht fotografiert. Es war mir einfach zu peinlich. Es wurde mir als fehlender Beweis ausgelegt. Als Lücke in der Argumentation. Ich hätte den schlagenden Beleg für meine These nicht erbracht. „Soso“, dachte ich. 

Analog dazu ist ihm auch das Vorhandensein von schwulen Klubs, Bars, Saunen, der Tatsache, dass viele meiner Freunde als Paare unbehelligt zusammen leben, dass es dort eine ganz ausgereifte schwule Infrastruktur gibt, vom Sportverein über schwules Internet-Radio, einer Vielzahl von politischen Gruppen, und sogar einem gayfriendly-Badeort am Schwarzen Meer, kein ausreichender Hinweis darauf, am Bild vom ausschließlich homophoben Russland ein bisschen was zu ändern. Im Gegenteil.  Romuald wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass dies nicht Beweis genug ist, schließlich steht in westlichen Medien etwas anderes. Da beißt sich die Katze kräftig in den Schwanz. 

Dabei ist die Botschaft eine überraschend einfache wie positive, die ich von meinen Reisen nach Russland bisher immer mitbrachte: So schlimm, wie in den deutschen Medien dargestellt, ist es nicht. Im Gegenteil. Man kann als Schwuler in Russland gut und sicher leben. Je nachdem, auf welche Indikatoren man blickt, ist das Leben für Schwule in Russland sogar einfacher als in der EU oder den USA.
Greift man so etwas wie soziale Sicherheit und kostenloser Zugang zu beispielsweise medizinischer Versorgung mit in den Fragekatalog des Länderrankings schwuler Glückseligkeit ein, verschiebt sich das Gewicht ganz gehörig zugunsten Russlands. Bleibt man dabei, dass das Vorhandensein von Gay-Prides und das Recht auf Heirat das Maß aller Dinge ist, steht Russland etwas schlechter da. Doch man muss sich dann schon fragen lassen, warum man ausgerechnet diesen Maßstab anlegen möchte und hier auch zu keinerlei Diskussion bereit ist. Romuald ist dazu in keiner Weise bereit, begründet aber freilich die Auswahl seiner eigenen Kriterien nicht.
Ansonsten gilt: Einfach mal selber ein paar Tage hinreisen und sich umschauen. Falls alles, was ich geschrieben habe, nicht stimmen sollte, hatte man halt ein vergeigtes längeres Wochenende. Falls es stimmt, ein spannendes und  interessantes. Das ist das einzige Risiko. 

Doch Romuald ist an solchen Abenteuern nicht interessiert, die einen mit Fakten konfrontieren. Er putzt lieber seine Gesprächspartner herunter, bis es zum Kontaktabbruch kommt. Fakten interessieren ihn dabei wenig, wenig stört ihn auch den Eindruck, den er erweckt. Dass er seiner Sache mit seinem Auftreten mit seinem Gestus der Überheblichkeit und Arroganz eher schadet als nützt, ebenfalls.

Dabei, das sei hier anekdotisch erzählt, brüstet er sich damit, Verhaltensbiologe zu sein.

Was ich denke ich zu dem, was sie schreiben? Sie haben von Homosexualität oder Verhaltensbiologie überhaupt keine Ahnung, das muß ich als Verhaltensforscher nun leider ganz klar so sagen.

Ich bin mir sicher, er hat  mir bei unserer Begegnung im realen Leben als Beruf nicht Verhaltensforscher angegeben. Darauf wäre ich sofort angesprungen, denn es gibt da eine Vielzahl von Überschneidungen mit dem, was ich beruflich mache. Ich meine, mich an irgendein medizinisches Forschungsthema zu erinnern, dass es insgesamt nach Wissenschaftsprekariat roch. Vermutlich stimmt aber auch das nicht. So groß ist der Fachkräftemangel in Deutschland dann doch nicht, dass jemand mit derart großen Defiziten in Methodik und Theorie einen Posten an der Uni bekommt.

Romuald kommt aus der Gothik-Szene und inszeniert sich trotz fortgeschrittenen Alters in sozialen Bezügen immer noch so. Er hat für sich die Rolle des kongenialen Magiers übernommen, der zu allem in ironischer Distanz ist und von dem man nie recht weiß, welcher Seite er zuzurechnen ist. Romuald stellt das mit dem schon beschriebenen permanenten Zucken im Mundwinkel dar, das eben diese ironische Distanz und seine Überhebung gegenüber allem ausdrücken soll. Wenn das jemand im Alter von über dreißig macht, sagte man dazu früher Reifungsstörung. Heute heißt das anders. Jedenfalls ist das Selbstbild, das Romuald zunächst einmal sich selbst und dann auch anderen vorspielt, himmelweit von der Realität entfernt, denn er ist natürlich keine von Genialität beseelte Ausnahmeerscheinung, sondern mit seinem Handeln einfach ein vom Mainstream gesteuerter eng denkender deutscher Blockwart.

Einem Verhaltensbiologen jedenfalls würden sich derartige Sätze vermutlich nicht aus den Fingerkuppen in die Tastatur treufeln:

Romuald Ravenchow Willkommen im 21. Jahrhundert, Max Kronhart, wo die Menschen sich wünschen, so leben zu dürfen, wie sie fühlen. Wo Menschenrechte unveräußerlich zu sein haben, für verurteilte Straftäter und Verdächtige, für Heteros und LGBTTIQ, für alle Geschlechter etc.

Da steht in einem einzigen Absatz so viel Blödsinn, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Als hätten sich die Menschen in anderen Jahrhunderten nicht gewünscht, so leben zu dürfen, wie sie fühlen. Die Literatur ist voll von Beispielen davon, dass es nie anders war. Es ist eine Wesensmerkmal nicht nur des Menschen, Fühlen und Sein in Kongruenz bringen zu wollen. Was für ein Verhaltensforscher, der um diesen Umstand nicht weiß. Deutschland deine geistige Brachlandschaft.
Menschenrechte sind natürlich immer unveräußerlich. Man kann sie nicht verkaufen oder vertraglich abgeben. Das lässt sich, erkennt man ihre Universalität an, gar nicht anders denken. Der Satz ist so also banal. Was vermutlich gemeint ist, ist die Frage ist, ob sie tatsächlich universell sind. Diese Frage hingegen ist nicht banal, sondern ein riesen Problem, das in Philosophie und Soziologie weithin diskutiert wird. In diese Diskussion spielt auch die Verhaltensbiologie immer wieder hinein. Erstaunlich dass ein Verhaltensbiologe das nicht zur Kenntnis genommen hat. Und für verurteilte Straftäter werden die zu den Menschenrechten gehörenden Freiheitsrechte natürlich massiv eingeschränkt. Zumindest dann, wenn sie in den Knast kommen. Sie sind zwar immer noch unveräußerlich, aber sie werden trotzdem einfach weggenommen.

Der darüber hinaus von Romuald zugrunde gelegte Geschichtsbegriff ist hoch naiv. Es gibt kein beständiges Fortschreiten, sondern unzählige Parallelentwicklungen und Strömungen, die in ganz unterschiedliche Richtungen laufen können. Um ein Beispiel zu machen: Während die Rechte von Schwulen und Lesben bei uns ausgebaut wurden, wurden soziale Rechte und Arbeitnehmerechte abgebaut. Richtig muss der Satz also heißen: Willkommen also im 21. Jahrhundert, das in vielen Bereichen hinter die Errungenschaften des 20. Jahrhunderts zurückfällt.

Um den Bogen zu schließen zu dem eingangs angeführten Zitat, nachdem Schwule in Russland einfach tief bedauernswerte Menschen sind, sei gesagt, dass meine schwulen russischen Freunde außer für einen kleinen Urlaub von Zeit zu Zeit aus Russland gar nicht weg wollen. Warum auch? Wohin auch? Die zerfallende EU hat im Moment wenig zu bieten, was sie attraktiv machen würde. Eine exorbitante Arbeitslosenquote, eine exorbitante Armutsquote, Instabilität, eklatanter Rechtsruck, Massenüberwachung, Preisgabe von sozialen Rechten und sozialer Sicherheit, ein riesiges Demokratiedefizit auch und gerade im Vergleich mit Russland, und so weiter und so fort. Da reißen es ein paar Gay Prides und das Recht, seine Partnerschaft standesamtlich registrieren zu lassen, nicht raus.

So, jetzt ist mir die Einleitung doch wieder viel zu lang geraten, denn das eigentliche Thema sind natürlich nicht die geistigen Bankrott-Erklärungen eines Romuald Ravenchow oder seine Beschimpfungen von mir und von Menschen, die meine Texte positiv kommentieren. Der klebt an meinem Facebook-Profil wie Scheiße am Schuh. Bisschen unangenehm, behindert aber nicht beim Gehen und läuft sich mit der Zeit ab. Wenn es mir zu blöd wird, wird er einfach gesperrt. Dann ist der Fall erledigt.

Was damit allerdings nicht erledigt wäre, und das ist das eigentliche Thema dieses Artikels, ist der systemische Aspekt, der hier in dem Phänomen Romuald offenbar wird.

Er hat sich seine Gesprächsstrategien ja nicht selbst ausgedacht, nicht nur, weil ihm dazu schlicht die Kreativität fehlt, sondern vor allem deshalb, weil er sich in einem System aufhält, das diese Strategien propagiert und legitimiert. Der um Verstehen und Aufklärung bemühte Diskurs ist in Deutschland weitgehend tot.

Der öffentliche Diskurs befindet sich seit Jahren in einem degenerativen Prozess, in dem das idealer Weise vorhandene Bemühen um Verstehen, dialektisches Denken, indem intellektuelle Redlichkeit ersetzt wurden durch Strategien des Marketings und der Public Relations. Es geht nicht mehr darum, in einem möglichst breit angelegten Diskurs, sich gesellschaftlicher Wahrheit anzunähern oder einen Konsens herzustellen, der möglichst breit getragen wird. Es geht nur noch darum, mit aggressiven Rhetoriken Wahrheiten zu setzen und einer Zuhörerschaft zu verkaufen.

Es ist ein typisches Zeichen totalitärer Gesellschaften Diskussionen eingehegt und begrenzt zu haben. In totalitären Systemen ist diese Abkehr von offenen Diskursen der Kern öffentlich vorgetragener Diskussion. So werden aus Diskursen gesellschaftliche Disziplinierungs-Instrumente, in denen festgelegt ist, was gesagt werden darf und was nicht, wobei die Einhaltung der Grenzen streng überwacht wird.

Genau diese Verschiebung von aufgeklärtem zu totalitärem Diskurs wiederholt Romuald. Er geriert sich als moderner Blockwart, der überwacht, ob das Gesagte konform geht mit der veröffentlichten Meinung, belehrt, diskriminiert und verlacht seine Gesprächspartner, verschiebt Themen und weicht damit Antworten aus, verkürzt Begriffe oder schreibt sie in unpassender Weise zu. Seine diversen Gegenüber antworten nach einigen Versuchen der Klärung und Aufklärung mit Rückzug. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie ihm recht geben und seine Position übernehmen. Würde man sie nach solch einem Gespräch fragen, wie sie Homosexuellen begegnen, wäre es nicht verwunderlich, würden einige davon mit d.) eher negativ antworten. Da muss man keine zwölf Semester Psychologie studiert haben, um den Zusammenhang einzusehen.

Ich schrieb es schon, das was er hier wiederholt ist die Diskussionsunkultur, die uns täglich um die Ohren gehauen wird. Und auch hier reagieren die Menschen mit Rückzug. Die sinkenden Auflagen der Mainstream-Gazetten sind hierfür Beleg. 

Gerade lese ich, Volker Spahn wäre für lebenslanges arbeiten, ganz ohne Rente. Der auf Disziplinierung der Massen ausgelegte Mainstream nimmt das Thema bereitwillig auf. Hier kann Romuald noch einiges lernen. Gerade der Rentendiskurs ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr und wie weit wir uns von einem um Aufklärung bemühten Diskurs wegbewegt haben. Da zünden eindeutig als Vertreter der Versicherungslobby zu identifizierende “Experten” seit Jahren eine Nebelkerze nach der anderen, schwafeln was von demographischen Wandel und Generationengerechtigkeit, erhalten breite Unterstützung durch die Mainstream-Medien, die jede anders lautende Meinung ausgeblendet oder diskriminiert haben. Dabei wird der zentrale Aspekt, dass nämlich das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente natürlich mit ganz geringen Anpassungen dazu führt, dass die Rente sicher ist, wenn es gelingt Produktivität zu erhöhen und bei den Lohnsteigerungen den sich daraus ergebenden Verteilungsspielraum auszuschöpfen. Mehr gibt es zur Rentendiskussion eigentlich nicht zu sagen. Die Rente wäre sicher, wenn man es denn wollen würde. Sie wurde allerdings durch Rhetoriken, die in politisches Handeln mündeten, nachhaltig und dauerhaft beschädigt, wobei die Diskussion weit entfernt von jeglicher intellektuellen Lauterkeit geführt worden ist.
Einige wenige Mulitplikatoren wurden finanziell gut ausgestattet, um eine Diskussion mit Gegenaufklärung zu befeuern, um Millionen von Menschen um die Sicherheit im Alter zu betrügen und den Versicherungsunternehmen Milliarden zukommen zu lassen. Ein wirklich unglaublicher Vorgang. Dass, wie heute die Nachdenkseiten anmerken, die Gegenaufklärer Raffelhüschen, Rürup und Co. nicht haftbar gemacht werden, ist der eigentliche Skandal.

Sexualität ist ein in westlichen Gesellschaften hart umkämpftes Feld. Gleichsam im Windschatten einer gesamtdeutschen Empörung über die Ausweitung eines russischen Jugendschutzgesetztes, das fortan die Bewerbung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen gegenüber Jugendlichen untersagt, wurde in Deutschland das Sexualstrafrecht auf allen Ebenen verschärft.
Hört man kaum etwas davon und falls doch, dann ist es Alice Schwarzer, die ihre moralische Empörung gegenüber Freiern, Arbeitsbedingungen in Bordellen, Pornokonsumenten und Menschenhändlern unter Umgehung sämtlicher Fakten öffentlich und oftmals GEZ-Gebühren finanziert vortragen darf, damit also Geld verdient, das sie dann ins Ausland verfrachtet. Sie hat das Recht die Deutschen zu belehren, die Pflicht hier Steuern zu zahlen ist freilich eine Zumutung.
Um in Deutschland beispielsweise wegen Menschenhandels dran zu sein, muss man gar nicht mit Menschen gehandelt haben. Man muss nur Frauen mit einer anderen als der deutschen Staatsbürgerschaft im Alter von 18 bis 21 die Gelegenheit gegeben haben, in der Prostitution zu arbeiten. Schwupp ist man Menschenhändler und vermutlich gleich Besitzer eines ganzen Menschenhändler-Ringes. Man muss eigentlich nur ein paar Kontakte haben, dann greift die Presse bei der Beschreibung des Phänomens gleich zu diesem reißerischen Titel.

Sexualität ist ein in vor allem westlichen Gesellschaften hart umkämpftes Feld mit vielen Akteuren ganz unterschiedlicher Interessen. Wer daher naiv denkt, die sexuelle Selbstbestimmung sei zumindest in Deutschland für alle gleich geregelt, der irrt. Es gelten in Deutschland inzwischen eine Vielzahl unterschiedlichster Schutzalter und jede der letzten sogenannten Reformen hat einstmals klare Regelungen aufgeweicht und aus dem Sexualstrafrecht ein Ansammlung von Gummiparagrafen gemacht, die sich gegen jeden richten, der etwas anderes als die biedermeierliche Sexualmoral einer Alice Schwarzer leben möchte. Gerade ihre Argumentationen, ihre Diffamierungen gegen solide arbeitenden Institutionen wie “Dona Carmen”, ihr Verbiegen von Fakten bis hinunter zur Lüge scheinen die Vorlage für Menschen wie Romuald zu sein, die sowohl Stil als auch Aggressivität kopieren und sich damit zu einem willigen Werkzeug der Gegenaufklärung machen.
Jedenfalls wäre die Idee, eine Strafrechtsverschärfung diene den Opfern und wäre daher Opferschutz, wenn sie von Russland vorgebracht würde,  die Legitimation für massive Interventionen. Wenn es hier bei uns passiert, dann ist das alles völlig okay. Auch wenn es tatsächlich völlig absurd ist. 

Dass dieser Stil nur gut sein kann, wird für Menschen wir Romuald noch durch die Tatsache unterstrichen, dass Alice Schwarzer den Medien als Expertin gilt. Dabei gibt es wohl niemanden, der weniger Ahnung von den von ihr besprochenen Themenfeldern hat als nun gerade sie. Die Frauen, für die Schwarzer vorgibt zu kämpfen wehren sich gegen die unerwünschte Interessenvertretung mit allen Mitteln. Allein es hilft nichts. Der Populismus siegt über die Vernunft, eine Strafrechtsverschärfung folgt auf die andere. Alice Schwarzer ist überaus stolz darauf, zum Abbau von Freiheitsrechten beigetragen zu haben. Ich habe hier darüber geschrieben.
Jedenfalls ist gegenüber den Verschärfungen, die in Deutschland stattgefunden haben, das russische Gesetz gegen die Bewerbung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ziemlich harmlos.

Es lassen sich noch weitere Beispiele anführen, wo ein um Wahrheit und Wahrhaftigkeit bemühter Diskurs ersetzt wurde durch faktenfreies Erzählen von Unwahrheiten, mit dem Ziel, ein bestimmtes Sentiment aufzubauen und zu nutzen. Ein mir ganz besonders wichtiges: Wir führen keine Kriege mehr! Seit dem Jugoslawien-Krieg machen wir nur noch humanitäre Interventionen. Die Begründungen, die für diesen Militäreinsatz herhalten mussten, waren gelogen. Und wichtiger noch, der damalige Außenminister Josef Fischer und sein Ministerkollege im Verteidigungsministerium Scharping wussten in dem Moment, in dem sie “Hufeisenplan” und “Genozid” sagten, dass es sich um Lügen handelte.
Die deutsche Medienlandschaft hat nahezu geschlossen mitgemacht. Medial getragenen Lügen, die zu unendlichem Leid führten, einen Staat herausbildeten, der aus sich nicht lebensfähig ist, in dem die Armut, die Korruption und die Mafia regiert. Ach ja, eine US-Militärbasis gibt es da jetzt auch. Aber das war freilich nicht der Grund, warum wir da unbedingt Krieg führen mussten. Oder doch?

Es ist dieser von jeder Wahrhaftigkeit befreite Stil deutscher Eliten, der Menschen wie Romuald legitimiert. Hier ist das Vorbild; hier ist die große Abkehr von allem zu finden, was es auch nur ein bisschen an intellektuelle Lauterkeit erinnern könnte.

Man kann dem nur begegnen, indem man grundlegend skeptisch bleibt.
Wenn heute von NGO’s und Parteien vorgetragen wird, hier durchgesetzte schwule Rechte seien Menschenrechte und hätten daher auch in Russland zu gelten, wofür freilich zu kämpfen sei, dann gilt es, mehr als nur hellhörig zu werden. Hier soll eine Minderheit instrumentalisiert werden, um Völkerrecht, das völkerrechtliche Prinzip der Nichteinmischung gegen das neuerlich eingeführte Prinzip der Schutzverantwortung auszuspielen.

Es ließen sich noch zahlreiche Beispiele anführen, mit denen nachgewiesen werden kann, wie sehr wir uns von den Prinzipien eines um Aufklärung und Verstehen bemühten Diskures zentraler gesellschaftlicher Themen abgewandt haben. Das wird sich auch nicht so ohne weiteres wieder herstellen lassen, denn das, was ihn ersetzt hat, ist hoch aggressiv. Man kann sich nur abwenden, sonst wird man einfach überschrien.  Romuald ist hierfür ein Beispiel. Seine Legitimation zieht er aus den öffentlich geführten Debatten und der Art wie sie geführt werden. Es geht nicht um Wahrhaftigkeit, Konsens, Meinungsaustausch. Es geht um mediale Aufmerksamkeit. Politisch setzt sich letzten Endes der Stärke ganz unabhängig von Argumenten und Fakten durch. Romuald und mit ihm viele andere einer immer radikaler werdenden Mitte haben das tief begriffen. Fähnchen im Wind. Um mehr geht es nicht mehr.

7 Kommentare zu „Konformismus und Debattenkultur

  1. Einer der besten Artikel die ich dazu je gelesen habe.
    Auch weil ich gerade noch auf „sciensfiles“ die neuesten Artikel gelesen habe.
    Es ist eine Art „Nichtdiskusion“ die die Form des öfffentlichen Umgangs mit jedem der selbst denkt
    führt. Tatsachen werden widerlegt indem darauf hingewiesen wird daß es“so nicht in der Zeitung stand“.
    Die Tatsache selbst steht nicht zur Diskusion nur die Person die sie geäußert hat. Außer sie entspricht
    der eigenen Meinung.
    Beinahe hat mich ein Satz am Anfang davon abgehalten diesen Artikel zu lesen. Der Satz „da ich. selber schwul bin „hat bei mir ein „o Gott“ im Verstand und den Impulse zurück zu „net news expresses“ auf dem ein link zu diesem Artikel ist zu gehen ausgelöst. Gut das ich dem nicht nachgegeben habe.

    Danke.

  2. Lieber Gerd,

    als eine, die höchst beunruhigt seit dem Beginn der unverkennbar feindpropagandistischen Medienhetze gegen Russland, welche ja spätestens mit den olympischen Winterspielen in Sotchi begann, übergriffig zu werden, versucht hat, ‚von unten‘ kommunikativ gegenzusteuern, frage ich mich seit längerem, wie viele der den kriegstreiberischen Impetus dieses Diskurses unterstützenden Troll=Figuren wohl professionell unterwegs sind (die Snwoden-Leaks sprechen ja von immerhin 27 000 NSA-Angestellten für weltweite Foren und eine Gruppe von 7000 für den GCHQ; und weil dies noch nicht ausreichte, wurde dank eines RT-Artikels auch noch bekannt, dass die US-Botschaft in Berlin für deutsche Foren 2014 gerade gegen Russland auch noch Stellen ausschrieb) und wie viele Selbstberufene sind. Denn die Motive dieser unermüdlich Russland bashenden Zeitgenossen, die mit äußerster Aggression ja auch gegen jede Friedensstimme im eigenen Land losgehen, sind mir völlig unklar.

    Ich empfinde es als relativ einfach erklärbar, dass es Leute wie Dich, Hans Springstein, mich oder Maren Müller gibt, die in ihrer Freizeit emsig gegen eine systematisch angekurbelte Kriegsgefahr und den Versuch der Zementierung einer deutsch-russischen Feindschaft anschreiben. Es braucht schon eine erhebliche Bereitschaft zur Demagogie (die aktuell natürlich heftigst institutionell auf allen NATO-Kanälen gefördert wird), um den Kampf für Frieden und Völkerverständigung als verdächtig zu verschreien. Aber wie jemand seine ganze Freizeit darauf verwenden kann, die Eskalationsrhetorik des Mainstream zu stützen (und solche Gestalten gibt es offensichtlich: einsame Kämpfer für den Russenhass), bleibt mir immer noch schleierhaft.

    Psychologisch relativ simpel zu durchschauen, war die Blogwart-Psyche jener Merkel verehrenden Dame, die als stolze Denunziantin der anti-deutschen Moderation der Freitags Community dazu verhalf, diese zeitweilig lebendig=kritische Plattform völlig veröden zu lassen. In dem Fall hatte lediglich eine IM-Natur intuitiv erspürt, dass sie durch Trollerei gegen kritische Foristen zur besonders geschätzten Apporteurin von Pflaumenkuchen bei den NATO-affinen Teilen der Freitagsredaktion avancieren konnte. Hier wurde Denunziantentum zur Bewerbungsmasche von einer, die kein höheres Ziel kennt, als zu dem gehören zu wollen, das sie gedankenfrei bewundert.

    Nun gibt es unter den Foren-Trollen aber auch einsame Steppenwölfe, die alle Foren auf der Suche nach Chancen für diffamierend-demagogische Intermezzi durchziehen. Einige besonders obstinate Exemplare schaffen es beispielsweise regelmäßig, alle konstruktiven Diskussionsansätze auf Russlandkontrovers zu zerstören. Dein Romuald scheint mir ähnlich zu ‚funktionieren‘. Aber auch, wenn Du hier sein Diskussionsverhalten treffend sezierst, verstehe ich die Motivation einfach nicht. Diese Leute haben doch keinen Blumentopf durch ihren verbissenen Loyalitätskampf für die Machteliten zu gewinnen. Bezahlte Claqueure scheinen sie nicht zu sein: Welche Funktion also erfüllt in ihrem Leben der vor keiner Demagogie zurückschreckende Kampf dafür, nützliche Bütttel für die Unterwerfung unserer Gesellschaft unter die neokonservative Kriegslogik der neoliberalen Finanzeliten zu werden? Ist Deine Bekanntschaft Romuald so beseelt von der Aussicht, als Mitglied einer ehemals verfemten Minderheit endlich das Spiel der Macht mit vollen Zügen mitmachen zu dürfen? Aber sie nimmt seine subalternen Dienste doch nur kühl hin. Woher also diese pathologische Verbissenheit der Forentrolle?

    Mir wollen einfach keine vernünftigen, selbst unter Integration psychoanalytischer Deutungsansätze auch nur nachvollziehbaren, Erklärungsmuster ins Hirn. Obstinate Verweigerung von Vernunft lässt mich konkret ratlos. Rückgratslosigkeit als Phänomen ist nicht neu. Aber sie lässt sich in der Regel in Heller und Pfennig auszahlen. Der Opportunismus als eine Art Sektenglauben aber ist für mich in diesem Zusammenhang ein erstmals zur Kenntnis genommenes Phänomen, mit dem ich nicht zurande komme.

    Herzliche Grüße,
    Anja Böttcher

    1. Romuald ist hierfür ein Beispiel. Seine Legitimation zieht er aus den öffentlich geführten Debatten und der Art wie sie geführt werden. Es geht nicht um Wahrhaftigkeit, Konsens, Meinungsaustausch. Es geht um mediale Aufmerksamkeit. Politisch setzt sich letzten Endes der Stärke ganz unabhängig von Argumenten und Fakten durch. Romuald und mit ihm viele andere einer immer radikaler werdenden Mitte haben das tief begriffen. Fähnchen im Wind. Um mehr geht es nicht mehr.

  3. „Menschenrechte sind natürlich immer unveräußerlich. Man kann sie nicht verkaufen oder vertraglich abgeben.“

    ???? Vorab.

    Ich kann mir gar nicht vorstellen das Du das ernst meinst, respektive davon überzeugt bist.

    Natürlich sind Menschenrechte veräußerlich, handelbar, verhandelbar, verkäuflich, als auch vertraglich abzutreten, abzugeben, oder außer Kraft zu setzen.

    Es kann doch nicht gewertet werden was geschrieben steht, sondern nur was die Realität, die Fakten hergeben.

    Ich werde das im Einzelnen gar nicht weiter ausführen, da ich mir recht sicher bin, das Dir all das geläufig ist. Nur ein Beispiel führe ich an, da es die auf Staatlicher und Justizebene Abschaffung oder Negierung der Menschenrechte aufzeigt.

    Die im Zuge der Agenda 2010 geschaffene – hier insbesondere Hartz IV bezogene „Reformen“ – Unrechtgesetzgebung und Unrechtsprechung bis in höchste Gerichte, hatte und hat u.A. die Aufgabe grundlegendes Menschenrecht, bis hin auf das Basismenschenrecht, das Urmenschenrecht zu Leben, zu überleben, aufzuheben und in den Köpfen der Menschen die völlige Absprechung des Menschenrechts zu legitimieren.
    Die Menschen sollen die Außerkraftsetzung der Menschenrechte nicht nur gerecht empfinden, sondern notwendig erachten.

    Wer heute keine Lohnarbeit mehr hat und dann auf die Solidargemeinschaft angewiesen ist, muß! um die karge Unterstützung die ein Überleben ermöglichen soll, eine sogenannte Eingliederungsvereinbarung (EGV) unterzeichen. Diese EGVs sind regelmäßig so ausgestaltet, das man zum Verzicht auf Menschenrechte genötigt wird, ansonsten keine Leistungen erbracht werden. In der Regel müssen Lohnerwersarbeitslose alle 6 Monate eine folge oder neu/anders formulierte EGV unterschreiben. Tun sie dies nicht weil sie diesen angeblich frei verhandelbaren privatrechtlichen Vertrag in der vorgelegten Form – den Inhalt bestimmen allein die Fallmanager, auch wenn immer wieder anderes gelogen wird – nicht billigen und zumindest ihre Grund und Menschenrechte gewahrt wissen wollen, erfolgen Sanktionen bis zur völligen Einstellung aller Leistungen. Das heißt es wird nicht nur der karge Satz zum überleben nicht gezahlt, sondern es werden auch die Mietzahlungen sowie die Zahlungen an die Krankenkasse eingestellt. Meistens werden auch die nur auf Antrag zu bekommenden Lebensmittelscheine nicht gewährt. Das auch bei schwangeren und Familien oder Alleinerziehenden mit Babys, Kleinkindern und Kindern!

    Es handelt sich also um eine rundum 100% Sanktion, die durchgesetzt wird, wenn ein in eine Notlage geratener Mensch nicht freiwillig den zumindest teilweisen Verzicht auf seine Grund und Menschenrechte unterschreibt.

    Aus meiner Sicht handelt es sich um Mordauftragsgeber und Auftragsmörder.

    Aus der Logik einer 100% Sanktion ergibt sich der UNBEDINGTE WILLE der maximalen psychischen und/oder physischen Schädigung des Sanktionierten.

    Wobei der Tod des Sanktionierten nicht nur billigend in Kauf genommen wird, sondern angestrebt wird, da selbst medizinische Versorgung versagt wird.

    Willst Du diesen Menschen, deren Zahl an Toten durch die Sanktionen jährlich in die hunderte geht – wenn nicht gar eine vierstellige Zahl erreicht wird – wirklich etwas von unveräußerlichen und unverhandelbaren Menschenrechten erzählen?

  4. Vorzüglicher Artikel, dafür meinen herzlichen Dank!
    Das angesprochene Verhalten eines anderen Users erinnert mich an ein Zitat meines verstorbenen Vaters zu unseligen Zeiten (bitte um Vergebung für solche Vergleiche, halte sie dennoch für zutreffend) unserer Geschichte: „Das Problem war nicht Hitler, sondern die unzähligen kleinen Hitlers!“ (er kannte den Mann persönlich); nichts anderes sehen wir heute.

    Es versuchen sich Leute hervorzuheben, indem sie eine Meinung vertreten, die sie mangels eigener Meinung extrem nachbeten. Natürlich ist da keinerlei „Diskussion“ möglich, würde selbige doch das Kartenhaus vorgefertigter Meinung einstürzen lassen und damit das eigene Nichts im Oberstübchen deutlich machen. Da habe ich schon häufig den Begriff „Betreutes Denken“ gelesen, der ganz genau den Punkt trifft.
    Zugegeben, es scheint zumindest im ersten Moment auch einfacher; vermutlich ist dies der Grund für die hohe Quote an Anhängern.

    Eine persönliche Anmerkung:Im Gegensatz zu vielen Menschen halte ich facebook/twitter/usw. nicht für soziale Medien zum Austausch von Ansichten oder einfach zum Reden,sondern für ein Instrument, obiges betreutes Denken zu fördern oder herzustellen. Daher verzichte ich auf dessen Nutzung. Mag sein, daß mir die Zurschaustellung meiner Essgewohnheiten oder grossen Teilen meines Lebens einfach zuwider war; mag sein, daß meine Bedeutung für die „Welt“ nach eigener realistischer Einschätzung vergleichsweise gering war und bleiben wird; bleibende Eindrücke sind eher solche, die auf persönlichen Kontakten beruhen oder auf „Werken“, weniger aufs einfache Reden.

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