Nach und nach kamen die Mitarbeiter der Agentur. Manche nahmen den Aushang zur Kenntnis, andere gingen achtlos daran vorbei. In den ersten anderthalb Stunden des anbrechenden Arbeitstages passierte kaum etwas. Auch die drei Unterzeichner der Einladung gingen zunächst ihrer gewohnten Arbeit nach, telefonierten, korrigierten Texte, beantworteten Emails und wunderten sich jeder für sich in seinem Büro, warum es so ruhig blieb.
Es war Carolina Gottschalk, die zuerst zum Telefon griff und ihre beiden Kollegen anrief. Sie warf ihr langes, blondes Haar zurück, griff zum Hörer und wählte die Nummer ihres Kollegen Gregor Bauer, der die Einladung mit ihr und Olaf Graf gemeinsam unterzeichnet hatte.
„Bei dir alles im Lot?“ Carolina spielte mit einem Kugelschreiber.
„Alles ruhig. Hast du was von Olaf gehört?“
„Noch nicht. Ich rufe ihn mal an. Bis gleich.“ Ohne eine Antwort abzuwarten unterbrach Carolina die Leitung und wählte mit dem Kugelschreiber Olafs Nummer.
„Wie ist es bei dir?“
„Die erste Reaktion kam gerade. Marcel Kempker aus der Grafik findet es gut. Ansonsten gibt es nichts zu vermelden. Bei dir.“
„Bisher nichts. Bei Gregor und mir ist alles wie immer. Meine Kunden nerven, aber sonst keine besonderen Vorkommnisse. Moment!“ Carolina hörte das Geräusch einer heftig zuschlagenden Tür und reckte den Hals. „Der Tietz rennt hier gerade den Korridor lang in Richtung von Schmidts Büro.“
„Dann kommt vermutlich gleich was. Wenn der Geschäftsführer rennt, ist der Chef sauer.“
„Wahrscheinlich hast du recht“ Carolina kicherte. „Ich muss Schluss machen. Ich habe wahnsinnig viel zu tun heute. Ich habe vierzig Kunden auf der Liste, die ich heute abtelefonieren muss. Bis später.“
Carolina hängte den Hörer ein und vertiefte sich in ihre Arbeit. Wenige Minuten später wurde eine Tür zugeschlagen und Wolfram Tietz rannte in die Richtung, aus der er vor kurzer Zeit gekommen war. „Tja“, sagte Carolina zu ihrer Kollegin Miriam, „da ist wohl einer stinkig.“
„Ich finde richtig, was ihr tut“, war Miriams Antwort.