Die Betriebsversammlung 6

Der Vormittag im Büro schleppte sich dahin. Caroline war enttäuscht. Sie hatte auf den Aushang und die Rundmail mehr Rückmeldung erwartet. Ganz vereinzelt trafen Emails ein, die das Vorhaben unterstützten. Helena, die junge Russin aus der Grafikabteilung, schickte eine ganz kämpferische Nachricht, die von der Reife der Zeit sprach und vom machtvollen Arm der Kollegen und Rädern, die man zum Stillstand bringen müsste. Caroline antwortete nicht auf diese Mail, denn der Ton traf nicht ihr Befinden. Die Kollegen aus der IT wollten mehr Informationen über den Ablauf, schienen aber angetan von der Idee, einen Betriebsrat zu haben. Aber das, was Caroline erhofft hatte, blieb zunächst aus. Sie hatte erwartet, zu Schmidt bestellt zu werden, nicht allein, mit Olaf und Gregorm den anderen Unterzeichnern. Dort hätten sie darlegen können, warum sie es für notwendig hielten, einen Betriebsrat zu gründen. Schmidt hätte nachgefragt, wäre vielleicht auch ein bisschen ausgetickert, weil es bei Schmidt einfach dazugehört, ein bisschen auszutickern, aber dann wäre es gut gewesen. Die beiden anderen wären dann sicherlich erst mal eine rauchen, sie aber wäre zurück an ihren Arbeitsplatz gegangen, hätte die Kollegen über das Gespräch informiert, hätte mitgeteilt, es sei alles in Ordnung, die Betriebsversammlung würde wie bekannt gegeben abgehalten und man würde bald einen Betriebsrat haben. Die Kollegen hätten sie dann gelobt, den Mut und die Leistung anerkannt und sich bei Caroline für das Engagement bedankt. Etwa in der Art hatte sie sich den Vormittag vorgestellt. Doch nichts von dem passierte. Es passierte eigentlich gar nichts. Alle schienen Abzuwarten. Nur der Tietz, der rannte jetzt schon wieder in Schmidts Büro. 

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