Wut

Manchmal, da möchte ich schreien vor Wut über so viel Arroganz. Etwas zerschlagen vielleicht, um diesem Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber der Ignoranz derjenigen zu entgehen, die sich anmaßen, hier etwas zu sagen zu haben, Meinungen generieren zu müssen, die eine Richtung vorgeben wollen.
Es ist beschämend, wie sich Mainstream-Medien und Politik in Kriegsrhetorik üben. Es ist widerwärtig dabei zusehen zu müssen, wie deutsche Politiker, namentlich seien hier stellvertretend Steinmeier und von der Leyen genannt, statt Politik zu machen, Schmierentheater der übelsten Sorte aufführen, Nebelkerzen werfen und gefährliche Propaganda betreiben. Steinmeier lässt uns wissen, er sei besorgt über die Instabilität in der Ukraine. Zu der hat er selbst in erheblichem Maße beigetragen, denn er hat einen Putsch gegen ein legal gewähltes Parlament unterstützt. Ist diese Heuchelei nicht eklig?
Von der Leyen würde gern im Osten aufmarschieren lassen, einfach um zu zeigen, dass die NATO nicht nur auf dem Papier existiert. Ist die denn total bescheuert? Was macht diese Frau auf solch einem sensiblen Posten? Die will Verteidigungministerin sein? Die ist doch völlig ungeeignet! Kriegsministerin ist die, eine Hetzerin! Das ist doch unterirdisch, was die da macht! Eine Deutsche fordert den Truppenaufmarsch gegen Russland! Hat die denn nichts aus der Geschichte gelernt?
Und was machen die Öffentlich Rechtlichen? Statt ausgewogen zu berichten, beteiligen sie sich an der permanenten Verschärfung der Rhetorik, haben offensichtlich neue Lust an der Propaganda gefunden. Ich gucke mir das nicht mehr an! Tagesschau und heute bleiben ausgeschaltet. Es ist zu viel des Unguten. Auch die Zeitungen bleiben ungelesen, denn der deutsche Qualitätsjournalismus ist zum Qualitätskotzen. Die ganze Schreiberei dient nicht der Information und Aufklärung, sie dient der Verzerrung, der Beugung der Wahrheit, den Interessen von Wenigen zum Nachteil der Vielen. Warum macht ihr das, ihr Qualitätsidioten? Für die paar Euro fünfzig? Für das bisschen zweifelhafte Karriere? Lebenslang ein Schwein sein für fünfzehn Minuten Publicity? Ist eine ganze Berufsgruppe moralisch wirklich derart am Boden? Jeder Blogger ist dem deutschen Journalisten ethisch überlegen, denn der meint es ernst, schielt nicht auf Geld und Karriere. Die Ergebnisse mögen manchmal sprachlich und im Denken missglückt sein, aber sie sind wenigstens echt. Euch gemieteten Schreiberlingen möchte man nur zurufen: lasst den Unsinn! Am besten: kündigt! Sucht euch einen anständigen Job. Werdet nützliche Mitglieder der Gesellschaft aber hört mit diesem obrigkeitshörigen, desinformierenden Propaganda-Geschreibsel auf. Es ist entsetzlich, was ihr da tut! Primitives Schwarzweiß-, Ostwest-, Gutböse-Denken. So funktioniert die Welt nicht, und jeder, der etwas länger als eine Sekunde darüber nachdenkt, kapiert das. Nicht so der deutsche Qualitätsjournalist. Der verweigert aus Karrierekalkül den Vernunftgebrauch und presst die Komplexität von Welt in einfache Paradigmen, präsentiert sie stolz und reagiert beleidigt, wenn die Auflagen sinken, weil die manipulative Scheiße niemand mehr lesen möchte. Ich möchte die Scheiße nicht mehr lesen, denn sie beleidigt meinen Verstand!
Da werden von Politik und Journaille transatlantische Freundschaften bemüht, die schon längst nicht mehr existieren, falls sie denn überhaupt einmal existiert haben. Der Westen, allen voran die USA haben jedes Anrecht, sich moralisch empören zu dürfen in den vergangen Kriegen vollkommen verloren. Wenn Obama “Demokratie” sagt, klingt das Wort wie ein schief gegangener Witz. Darüber lacht man nicht, das ist peinlich. Die USA haben die Demokratie hinter sich, Russland hat sie vor sich. Wenn Gauck “Freiheit” sagt, fühle ich mich verarscht, denn wir werden rund um die Uhr überwacht, abhört und kontrolliert. Seit Snowden weiß das jeder. Doch der Generalbundesanwalt prüft seit beinahe einem Jahr, ob ein Anfangsverdacht gegen die NSA vorliegt. Das muss man sich mal vorstellen! Er prüft! Das ist doch wie mit der Faust ins Gesicht geschlagen! Zynisch!
In der jetzigen geopolitischen Krise um die Vorgänge in der Ukraine wird doch nur deutlich und immer deutlicher von welch heuchlerischen Doppelmoral die politischen Eliten und die Mainstream-Medien sind. Es wird deutlich, wie viel Werte die westliche Wertegemeinschaft schon preisgegeben hat in den vergangenen Jahren marktradikaler Ideologie. Für jede Forderung an die russische Politik von westlicher Seite lassen sich mehrere Verstöße durch den Westen gegen eben diese Forderung finden. Man kann das verlogene Getue gar nicht mehr aushalten! Warum passiert denn nichts? Warum gehen die Leute nicht auf die Straße. Warum ertragen wir diese widerwärtige Bigotterie? Jeder weiß, wenn ein westlicher Politiker ‚Demokratie‘ sagt, dann sind Konzerninteressen gemeint. Wenn ‚Freiheit‘ ausgerufen wird, dann ist nur die Freiheit des Kapitals gemeint. Um deine und meine Freiheit geht es dabei nie! Wir wissen das, es kommt uns völlig normal vor, jeden Tag derart verarscht zu werden, und wir unternehmen nichts. Wir haben uns eingerichtet in dieser Absurdität, die wir wahrnehmen, aber gegen die wir nicht unternehmen. Warum stehen wir nicht zusammen? Warum sind wir nicht solidarisch und fordern unser Recht ein? Warum ducken wir uns weg, verschließen die Augen, ziehen uns zurück? Es ist schrecklich, was passiert, und es betrifft uns alle, denn unsere Demokratie geht den Bach runter, wir verlieren unsere Freiheit, mit jedem Tag ein bisschen mehr. Wir sind wie Kafkas Maus, fast schon in der hintersten Ecke, die Katze hat uns schon im Blick. Wann ändern wir endlich die Laufrichtung?
Wir fallen in unseren Errungenschaften zurück, mit jedem Tag ein Jahrzehnt, scheint mir. Doch wir sind der Souverän, Politik muss für, nicht gegen uns gemacht werden. Wir müssen das einfordern. Nicht irgendwann, nicht wenn es noch schlimmer kommt, heute, jetzt! Denn es ist schon viel zu schlimm. 

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