Javier 3

Der Javier meiner Geschichte wuchs in einem Land der dritten Welt auf. Sagen wir in einem Land Lateinamerikas. Javiers Eltern hatten ganz gegensätzliche Interessen, Interesse an Javier hatten sie beide keins. Ihre Liebe, so sie denn jemals existiert haben sollte, war früh erloschen und sie gingen nebeneinander her ganz getrennte Wege. Nach einem peinlichen Unfall, der Javiers Vater seiner Männlichkeit beraubt hatte, wandte sich dieser mit heftiger Inbrunst der Religion zu. Javiers Mutter blieb den Männern sehr zugeneigt und war in der Stadt bald für ihren unermesslichen Hunger auf die Freuden des Fleisches bekannt, wodurch sie vielfach den Zorn ihrer Geschlechtsgenossinnen auf sich zog. Als Javier im Alter von acht Jahren mit seiner Familie das kleine lateinamerikanische Land in Richtung USA verließ, vergoss niemand Tränen. Javiers Vater hatte sich durch seinen religiösen Eifer, seine Mutter durch sexuelle Maßlosigkeit unbeliebt gemacht. An eine Szene erinnert sich Javier bis heute. Kurz vor dem Abflug bewarf die Ehefrau der letzten Eroberung von Javiers Mutter diese mit faulen Tomaten und betitelte sie als Schlampe und Hure, die sich zum Teufel scheren solle. Eine Tomate traf Javier am Kopf. Sein Vater bekreuzigte sich, seine Mutter reichte Javier ein Taschentuch. Javiers Vater erklärte ihm etwas später im Flugzeug, es handele sich um eine politisch motivierte Tat. Die Frau sei Sozialistin und wäre der Sache Gottes daher feindlich gesinnt. Javier glaubt daher bis heute, aus politischen Gründen sein Heimatland verlassen zu haben. 

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