Javier 4

Eine frühe Szene, an die sich Javier erinnern kann: seine Mutter, nackt, rauchend, an einen Türrahmen gelehnt. Sie hält Geld in den Händen. Es sind Dollar. Ein Mann beugt sich über den kleinen Javier. Javier fühlt ihn nur, fühlt seinen Atem im Nacken, fühlt seinen Schweiß, der auf seinen Rücken tropft. Er kann ihn nicht sehen, Javier sieht seine Mutter, schaut sie an, flehend. Sie lächelt den Mann an, sagt „Nimm dir, was du brauchst.“  Javier fühlt die Kraft des Mannes, seine Macht über ihn. Der Mann stößt zu. Es schmerzt. Er stößt zu und es schmerzt noch mehr. Immer wieder stößt er zu und der kleine Javier spürt unsäglichen Schmerz, wird selbst zu Schmerz. Das Klima ist tropisch, die Wohnung ist Javier unbekannt. Sie ist schäbig. Vielleicht spielt diese erste Erinnerung in den USA, vielleicht auch vor ihrer Ausreise. Mit Dollar kann man überall bezahlen.
“Der Kleine ist gut, oder?”, sagt seine Mutter und der Mann antwortet: “Komm her, ich will deine Titten.” Javiers Mutter kommt näher. Der Mann hinter Javier stöhnt, es tut weh, er stöhnt lauter und es tut noch mehr weh. Er massiert Mutters Brüste, er schreit fast und in Javier tut es furchtbar weh. Etwas zerbricht. Javier wird kalt. Der Schmerz ist weg, in der Kälte verschwunden. Javier duldet, nimmt hin. Dann ist es vorbei. Der Mann, wischt sich mit einem Handtuch ab, zieht sich an, küsst Mutter auf die Lippen, sagt “bis bald”, tätschelt Javiers Kopf und geht. Es schmerzt wieder. Javiers Mutter sagt: “Du bist ein guter Junge. Ich kaufe dir, was immer du willst.”
Javier will eine Maske aus dunklem Holz.

Ein Kommentar zu „Javier 4

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s