Seit der Wahl Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ist Bewegung in die Diskussion um die Politik der USA gekommen. Dinge, die bisher nicht sagbar waren, sind plötzlich sagbar geworden. Es wird vehement Kritik vorgetragen, die bis vor Kurzem noch als Antiamerikanismus gegolten hätte.
Allerdings bekommt diese neue Offenheit inzwischen schon wieder einen merkwürdigen Spin. Natürlich ist die Politik der USA in Bezug auf andere Länder sehr kritisch zu betrachten. Und natürlich sind die Maßnahmen Trumps auch im Hinblick auf die Probleme im eigenen Land kritisch zu beleuchten.
Warum aber der Aufbau einer Grenzanlage zwischen den USA und Mexiko inzwischen so viel mehr Echo auslöst als beispielsweise das Engagement der USA im Jemen, das verstehe ich nicht. Es ist nicht nur Recht, sondern geradezu Pflicht von Regierungen die Staatsgrenzen zu kontrollieren.
Und warum es einen Sturm des Entsetzens auslöst, wenn illegal ins Land Gekommene ausgewiesen werden, ist mir auch nicht verständlich. Sie werden ja nicht in Kriegsgebiete zurückgeführt.
Erklären kann ich das nur mit dem ökonomischen Interesse einer kleinen Elite, die natürlich wollen, dass der Faktor Arbeit unter Druck bleibt. Mit unkontrollierten Grenzen und einer großen Anzahl an illegal eingereisten lässt sich dieser Druck aufrecht erhalten. Für diese Gruppe ist es hilfreich, die Empörungsmaschine gegen Trump am Laufen zu halten, denn jeder Illegale im Land bedeutet bares Geld und gesteigerten Gewinn.
Die Löhne, zu denen diese Menschen arbeiten, sind niedriger, die Ausgaben, die sie für ihre Existenzsicherung haben, deutlich höher als bei ihren legalen Kollegen. Illegale zahlen einfach mehr Miete, beispielsweise. Das ist der Preis den der Vermieter für sein Risiko fordert, illegalen eine Unterkunft zu bieten. Illegale verdienen weniger, das ist der Preis, den es kostet, illegal zu sein.
Natürlich muss Trump und seine Politik kritisch befragt werden, doch gerade bei diesem Thema sehe ich, dass man sich mit seiner Empörung zu Handlangern derjenigen macht, die nicht unsere Interessen vertreten.
Ich deute diesen Vorgang als Ausdruck der unterschiedlichen Interessen von 2 Fraktionen des amerikanischen Kapitals: der historisch älteren, konservativen Fraktion, die ihren Wohlstand gekoppelt sieht an die Realwirtschaft und die Vermarktung ihrer Produkte und der zweiten, die als Spieler im globalen Casino kaum noch Interesse hat an der realen Erzeugung von Mehrwert . Diese Interessendifferenz zeigte sich ansatzweise auch schon im Wahlkampf. In Deutschland kommt dieser Unterschied weniger zum Tragen, weil der „Exportweltmeister“ (noch) beides unter einen Hut bringen kann.