Wenn ich morgens mal nicht so in die Gänge komme, dann werfe ich einen Blick auf tagesschau.de. Die Wahrscheinlichkeit, dass dann schlagartig der Blutdruck in die Höhe schnellt und der Kreislauf in Gang kommt, liegt nahe an einhundert Prozent.
Heute brauchte ich wieder mal eine Dosis Wachmacher. Geholfen hat ein Propagandabeitrag von Silvia Stöber. Nebenwirkungsfrei war ich schon nach der Lektüre von wenigen Zeilen schlagartig wach.
Die GEZ-finanzierte Propagandistin, die immer wieder durch faktenfreie Faktenchecks, durch große Unkenntnis oder einfach durch umfassenden Mangel in Bezug auf journalistische Standards auffällt, ließ sich heute RT aus.
‚Sie behauptet da zum Beispiel:
Ob die Konflikte in der Ukraine und in Syrien, die Präsidentschaftswahl in Russland oder die Affäre Skripal – „Russia Today“ (RT) als Flaggschiff der russischen Auslandsmedien berichtet genau das, was die Führung in Moskau der Welt mitteilen will.
Und schwupp war der Blutdruck oben, der Puls bewegte kräftig die Halsschlagader. Die Texte von Stöber sind besser als jeder Kaffee und besser als Koks. Unter pharmakologischen Gesichtspunkten nebenwirkungsarm. Unter soziologischen allerdings leider nicht, denn das interessengeleitete Zeug, das sich hier als Journalismus nur notdürftig tarnt, zielt natürlich auf eine gesellschaftliche Wirkung.
Nun arbeite ich ab und an für RT und es ist sicherlich so, dass RT eine Blattlinie verfolgt. Als ausgemachter Russenhasser, sollte man eher eine Karriere im Mainstream anstreben, bei RT ist man da völlig falsch.
Allerdings habe ich auch schon Texte für deutsche Magazine abgeliefert. Im Gegensatz zu RT habe ich, insbesondere wenn es um Meinungsbeiträge ging, meine eigenen Texte in deutschen Magazinen eigentlichen nie wiedererkannt. Da wurde selbst die Kernaussage ins Gegenteil verdreht. Die Breite des Sagbaren ist bei RT erheblich größer als in deutschen Medien.
Natürlich bin ich „prorussisch“, für Frieden und gute Beziehungen mit Russland. Natürlich fühle ich eine kulturelle Nähe und halte Russland in seinem Facettenreichtum für in den deutschen Medien unterrepräsentiert. Wenn in den USA ein Schneesturm losbricht – wir zwangserfahren es. Passiert in Russland etwas, wird da ein neuer Flughafen in Betrieb genommen, bekommt die Moskauer Metro einen zweiten Ring, eröffnet in Moskau im Zentrum ein riesiger Park – wir erfahren es nur dann, wenn wir uns selbst bemühen. Im Mainstream kommen diese Informationen nicht vor. Wenn doch, dann eingebettet und mit Kommentar versehen, damit ja niemand auf die Idee kommt, auch in Russland gäbe es Änderung, Fortschritt und Entwicklung.
Ich halte es für wichtig, über Russland zu informieren und Russland und die russische Sicht auf aktuelle Probleme und Krisen zumindest als Angebot für die Deutschen bereit zu halten. Es dient der Pluralität und damit der Meinungsbildung. Man muss sich ja nicht sofort allem anschließen, was da formuliert wird.
Diese Pluralität und Ausgewogenheit bekommen wir eigenständig nicht hin.- gerade die GEZ-finanzierten Angebote sind in dieser Hinsicht ein einziges Trauerspiel. Man muss der russischen medialen Präsenz daher dankbar sein. Es ist ein wichtiger Beitrag.
Über den Fall Skripal beispielsweise hat der Mainstream eigentlich nur Blödsinn erzählt und sich weitgehende der britischen Regierungsposition angeschlossen, obwohl das unglaublicher Unfug war, der da erzählt wurde.
Und dass im syrischen Duma vermutlich gar kein Giftgas zum Einsatz gekommen ist, verdanken wir der Recherche von russischen Medien und russischem Militär. Die Tagesschau würde uns noch immer die Mär vom Schlächter Asaad auftischen, der sein eigenes Volk vergiftet., weshalb wir da unbedingt mal mit unseren Präzisionswaffen militärschlagen sollten.
Wenn ich mit meiner Haltung ohne jemals mit einem Mitglied der russischen Führung gesprochen zu habe, den Programmauftrag des Kreml erfülle, dann muss ich sagen: Respekt. Das hat sich der Kreml gut ausgedacht und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum demokratischen Prozess und zur Aufklärung in Deutschland.
Sollte diese Form der Berichterstattung nicht auch Teil der deutschen Berichterstattung sein, frage ich mich dann? Sollten nicht auch unsere GEZ-finanzierten Medien laut Staatsvertrag der Information über andere Länder und Kulturen, dem Frieden und der Völkerverständigung dienen.
Folgt man dem Empörungslevel von Frau Stöber, dann soll es das genau nicht. Genau hier setzt die blutdrucksteigende Wirkung ein.
Gert, ich bewundere dich.
Meine Körperlichkeit reagiert auf Grossklopapier- und Chorsängerunfug zwar spontan gleich wie die deine: Alle Lebenssäfte fahren zack in Alarmposition. Doch leiden tue ich, im Gegensatz zu dir, an Nebenwirkung:
Laune versaut.
Mit schöner Regelmässigkeit brauche ich Minuten bis gar zu mehreren Stunden, bis ich aufgenommenen Seich gleichmütig beiseitelegen kann.