In der nachfolgenden, intensiv geführten Auseinandersetzung ging es um die Begriffe „Marketing“ und „Bedürfnisse des Marktes“ einerseits und „sich öffentlich zum Deppen machen“ andererseits, ohne dass ein Konsens erzielt werden konnte. Ganz unabhängig von der Frage, ob es notwendig sein könne, sich aus Gründen des Broterwerbs für die Restlaufzeit des Internets dort in zweifelhafter Weise zu präsentieren, kamen wir in der eigentlich zugrunde liegenden Problematik, wie in Bezug auf Sam und unsere Anwesenheit hier weiter zu verfahren sei, keinen Schritt weiter. Meine aufgestauten Gefühle hatte sich inzwischen zur blanken Aggression ausgewachsen. Die wurde in diesem Moment von Sebastian noch befeuert, denn er hatte es sich inzwischen anders überlegt und meinte, aus Gründen der Höflichkeit und des Respekts gegenüber dem Brautpaar wäre es unmöglich, vor dem Anschneiden der Hochzeitstorte die Party zu verlassen. Dies war allerdings ganz gegen meine Interessen, denn ich wollte diesem Ort nicht nur möglichst schnell den Rücken kehren, sondern nach Möglichkeit die eben erlebten Stunden umgehend vergessen. Ich hatte jedoch den Eindruck, gerade dieser offen ausgesprochene Wunsch würde bei Sebastian dazu führen, unzählige Gründe dafür zu finden, warum wir noch zu bleiben hätten. Dieser Irrationalismus hatte einerseits etwas von kindlichem Verhalten, anderseits auch ein sadistisches Moment, denn es ging offensichtlich darum, mich zu bestrafen, mich zu etwas zu zwingen, das ich partout nicht wollte. Es ging in irgendeiner Weise um Macht. Irrationalismus hat etwas Ansteckendes. Sollte mich Sebastian dazu nötigen, hier tatsächlich noch länger zu bleiben, würde ich ihm im Gegenzug einen ganz neuen Zugang zum Begriff „peinlich“ eröffnen. Wie er ja schon festgestellt hat, waren es ja seine Freunde. Mich kannte hier niemand. Es war diese Drohung, die bei Sebastian zu einer Änderung zumindest im mir gegenüber angeschlagenen Ton führte. Die nächsten Sätze klangen schon etwas versöhnlicher und unsere Gemüter kühlten sich etwas ab.