Roland Schmidt hatte ein bisschen gegoogelt. Dabei war ihm schnell klar geworden, wie wenig er einen Betriebsrat in seiner Firma wollte. Was bildeten sich diese drei Hanswürste eigentlich ein. Mitbestimmung! Die haben doch einen Knall. Es lief doch alles super, da braucht es doch keine beschissenen Überwachungsrat. Das würde alles nur verlangsamen.
Eben hatte Schmidt gelesen, so ein Betriebsrat müsse bei Einstellungen und Entlassungen grundsätzlich informiert werden. Vor seinem geistigen Auge ließ Schmidt die Einstellungen und Entlassungen der letzten Wochen Revue passieren. Er konnte sich für die vergangenen 14 Tagen an zehn Rausschmisse und elf Einstellungen erinnern. Also wurde pro Arbeitstag einer gefeuert und einer kam neu. Man kann doch unmöglich erwarten, dass das jedes Mal erst besprochen wird. “Wer macht denn so dämliche Gesetze?” Schmidt sprach mit sich selbst.
Er griff zum Hörer. “Tietz, wir müssen die Idioten von ihrem Plan abbringen, komm sofort runter. Und ich rate dir, eine gute Idee mitzubringen, wie wir uns diesen Schwachsinn vom Hals schaffen.”
Wenige Minuten später sah Caroline Gottschalk Wolfram Tietz zum zweiten Mal an diese Tag an ihrem Büro in Richtung Chef vorbei eilen. Er guckte inzwischen etwas gequält. Sonst fiel ihr nichts auf.
Tietz trat ohne zu klopfen ein.
“Manchmal fühle ich mich so allein. Bin ich hier der Einzige, der denkt?” Schmidt hatte Lust auf das ganz große dramatische Repertoire.”Wozu habe ich dich? Schmeiß die drei raus und dann ist gut.”
“Wir können die nicht so ohne weiteres rausschmeißen.” Wann immer Tietz nervös wurde, fing er an zu lispeln. Eigentlich lispelte er immer, hatte es nur besser unter Kontrolle. Sein Trick war es, Wörter mit dem Buchstaben S systematisch zu vermeiden. Wurde er hektisch wie jetzt, versagte diese Kontrolle.
“Ich will nicht hören, was nicht geht, ich will hören, was geht und wie wir diesen Betriebsratschwachsinn unterbinden können.”
“Ich werde mal mit den Dreien reden.” Tietz war ein Satz ohne S gelungen.
“Der Herr Tietz will mal mit denen reden. Das ist schön. Und dann?”
“Das wird, glaub mir. Wir verhindern die Gründung. Ich werde Mittel finden. Am Anfang moderat, danach werden wir wenn notwendig härter.”
“Ich verlasse mich auf dich, Tietz. Ich will so einen Scheiß nicht in meiner Firma. Mitbestimmung! Das ist doch ein Witz!”
“Ich habe einen Anwalt an der Hand, der oft mit derartigen Angelegenheiten betraut wird. Den rufe ich an und erkundige mich.”
“Mach das. Heute Nachmittag ist das Thema erledigt. Verstanden?”
“Geht klar.” Tietz war sich zwar sicher, mehr Zeit als nur ein paar Stunden zu benötigen, um den Betrieb wieder betriebsratsfrei zu kriegen, wusste aber auch, wie sinnlos es wäre, sich jetzt darüber mit Schmidt in eine Diskussion zu stürzen. Er verließ Schmidts Büro, ging den Gang entlang, lächelte freundlich Caroline Gottschalk zu, die hinter der Glaswand ihres Büros an ihrem Schreibtisch saß, dachte so etwas wie “Dich dumme Schlampe mache ich fertig” und benutzte den Aufzug, um auf seine Etage zu gelangen. Beim Hinsetzten brachte sich Herrin Katharina in Erinnerung. Sie hatte seinen Hintern ganz schön versorgt. Tietz bekam eine Erektion.